O Haddschi, mach weiter!

04/11/2012| IslamWeb

Die Sonne war am Ende des Tages von Arafa beinahe untergegangen, als der Gesandte Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken mit in Demut, Unterwerfung und Ehrfurcht erhobenen Händen Bittgebete aussprach; dann senkte er seine Hände und sagte zu Bilâl: "O Bilâl, lass die Leute zuhören!" Bilâl rief die Leute und ließ sie zuhören und so wurden die Herzen und die Ohren hellhörig und man streckte den Hals vor, um den Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken zu sehen, der ihnen zurief: "Gabriel kam zu mir und verkündete mir die frohe Botschaft, dass Allâh von dem Gutes Tuenden unter euch angenommen, dem Schlechtes Tuenden unter euch vergeben und eure Ungerechtigkeiten [gegenüber den anderen Menschen] auf Sich genommen hat." Da fragte ihn der geniale, inspirierte Umar ibn Al-Chattâb: "O Gesandter Allâhs, gilt dies nur für uns oder für alle Menschen?" Da erwiderte er  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : "Dies gilt gewiss für alle Menschen!" Da sagte Umar: "Die Güte unseres Herrn ist viel und gut geworden." (von Al-Albânî für akzeptabel erklärt)

 

Wie vortrefflich ist diese frohe Botschaft des Propheten, die er den Herzen der Haddschis in der Arafat-Ebene bei deren Aufbruch nach Muzdalifa verkündete! Und so eilten ihre Reittiere mit ihnen, als ob sie in den Himmel emporstiegen, nachdem sie sich von ihren Sünden befreit hatten und ihre guten Taten gesegnet wurden. Und wie sich die überreichliche göttliche Barmherzigkeit in dieser frohen Botschaft des Propheten zeigte, so gibt es auch andere Texte, die ähnliche göttliche Frohbotschaften und Güte enthalten.

 

Als Amr ibn Al-Âs zum Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken kam, um den Islâm bei ihm anzunehmen, kam ihm der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sehr freundlich und lächelnd entgegen und streckte ihm seine segensvolle Hand entgegen, damit er ihm den Treueid leistete, aber Amr nahm seine Hand zurück und der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken fragte ihn: "Was ist mit dir, Amr?" Er entgegnete: "Ich möchte mir etwas ausbedingen." Der Prophet fragte: "Was denn?" Amr sagte: "Ich möchte mir ausbedingen, dass mir vergeben wird." Da sagte der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : "O Amr, weißt du nicht, dass der Islâm alles [alle Sünden] vor ihm tilgt, dass die Hidschra alles vor ihr tilgt und dass der Haddsch alles vor ihm vertilgt?!"

 

Der Haddsch tilgt also alle vergangenen Sünden und Schlechtigkeiten, so wie der Islâm alle Schlechtigkeiten des Islâm-Leugnens tilgt. Ähnlich ist der Hadîth, in dem der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagt: „Wer den Haddsch unternimmt und während dessen keine Missetat und keinen Beischlaf begeht, der entfernt sich von seinen Sünden wie am Tag, an dem seine Mutter ihn zur Welt brachte.“ (Überliefert von Al-Buchârî). Denn der Haddsch ist eine Neugeburt für den Menschen. Hast du jemals von einem Neugeborenen gehört, das mit einer begangenen Sünde oder Schlechtigkeit zur Welt kam? So kehrt der Haddschi von seinem Haddsch mit einem weißen und reinen Blatt zurück, als sei er jetzt geboren.

 

An all diejenigen, die zu Allâhs Haram-Moschee gepilgert sind und an jenen Stätten verweilt haben, wo die Anblicke der göttlichen Verklärung zu erleben sind und die Barmherzigkeit herabgesandt wird, die ihre Hände an jenen Stätten zum Bittgebet erhoben, ihre Köpfe entblößt und sich ausschließlich in der Kleidung der Dienerschaft, Demut und Ergebenheit gegenüber Allâh gewidmet haben: Seid froh und habt Hoffnung, denn die frohe Botschaft des Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken ist wahr und das Versprechen Allâhs entspricht immer der Wahrheit und "das ist Allâhs Huld, die Er gewährt, wem Er will. Und Allâh besitzt große Huld." (Sûra 62:4).

 

O Haddschi, du hast einen großen, gütigen und freigebigen Herrn gebeten, Dem keine Sünde zu groß zum Vergeben und keine Gunstbezeigung zu groß zu gewähren ist, also halte nur Gutes von deinem Herrn und sei großzügig beim Verrichten guter Handlungen, denn dein Herr wird dir so sein, wie du es von Ihm hältst! Die Gaben Allâhs sind viel größer als deine Hoffnung und Seine Großzügigkeit ist viel umfassender als deine Bitte.

 

Du hast deinen Herrn gebeten, Der, falls du Ihm um eine Handspanne entgegenkommst, dir eine Elle entgegenkommt, und falls du Ihm um eine Elle entgegenkommst, dir zwei Armlängen entgegenkommt, und wenn du auf Ihn schreitend zugehst, eilend zu dir kommt.

 

So erhoffe die Belohnung bei deinem Herrn für den Tag, als Allâh auf die Leute dieser Stätten, zu denen du auch gehört hast, blickte und der mächtige Starke zu Seinen Engeln sagte, während Er alles am besten weiß: "Was wollen diese, die zu Mir mit zerzausten Haaren, bestaubt und sonnengebräunt kamen? Ich mache euch zu Zeugen, dass Ich ihnen vergeben habe!"

 

Erhoffe die Belohnung bei deinem Herrn für den Tag, als die Leute an den Stätten, zu denen du auch gehört hast, mit entblößten Häuptern (nach Muzdalifa) aufbrachen, und Allâh der Hocherhabene zu ihnen sagte: "Brecht auf, euch ist vergeben worden!"

 

Erhoffe die Belohnung bei deinem Herrn für diese Haddsch-Zeit, zu der auch andere Menschen mit dir anwesend waren, bestaubt mit zerzausten Haaren, die niemand kannte und von niemandem beachtet wurden, deren Schwur Allâh aber erfüllt, wenn sie Ihm schwören. Allâh hat sie angenommen und auch diejenigen, die mit ihnen waren und gesagt: "Sie sind diejenigen, deren Begleiter nicht unglücklich sein wird."

 

O Haddschi, halte nur Gutes von deinem Herrn! Dazu gehört, dass du dir dessen sicher wirst, dass Er deinen Haddsch angenommen, dir deine Sünden vergeben, deine Bittgebete erhört und deine Belohnung vervielfacht hat, dass Er dich Ihn besuchen lässt, nur um dich anzunehmen, dir deine Fehler und dein Fehlverhalten zu vergeben und dich zu ehren. Was auch immer du von Ihm hältst, ist Seine Gunstbezeigung noch größer und umfassender als du hoffst und erwartest. So ist der Zustand der Frommen und großen Gelehrten an diesen Orten und Stätten.

 

Ibn Al-Mubârak sagte: "Ich ging zu Sufyân Ath-Thaurî am Nachmittag von Arafa, er lag auf den Knien und seine Augen tränten. Da sah er mich. Ich fragte ihn: „Wer ist der Schlechteste unter diesen Menschenscharen?“ Er antwortete: »Derjenige, der glaubt, dass Allâh ihnen nicht vergibt«."

 

Es wurde von Al-Fudail berichtet, dass er das Schluchzen und Weinen der Menschen am Tag von Arafa sah und sagte: "Stellt euch vor: Wenn diese Menschen zu einem Mann gehen und ihn um ein Sechstel Dirham bitten, würde er sie zurückweisen?" Man antwortete: "Nein!" Er sagte: "Bei Allâh, für Allâh ist die Vergebung noch leichter, als dass ein Mann ihnen ein Sechstel Dirham gibt!"

 

Du sollst den Ermahnungen keine Beachtung schenken, die einem den Weg zu Allah schwer machen, Seine allumfassende Barmherzigkeit einschränken und die die Menschen an der Annahme deren rechtschaffenen Taten verzweifeln lassen. Wenn man sich um eine Anbetungshandlung bemüht, sagen sie einem: "Es geht nicht um die Taten, sondern um die Annahme der Taten. Woher weißt du denn, dass deine Taten angenommen sind?", als ob die Annahme der Taten eine Glücksache wäre, von der man nicht weiß, ob sie einem zuteil wird oder nicht? Ist das denn keine Verzweiflung über die Barmherzigkeit Allahs?

 

Wir sind der festen Überzeugung, dass jede rechtschaffene Tat, die um Allâhs willen ausgeübt wurde, von Ihm angenommen und vervielfacht belohnt wird, dass Allâh der Hocherhabene so gütig und großzügig ist, so dass Er keine rechtschaffene und aufrichtige Tat Seines anbetend Dienenden zurückweist, und dass derjenige, der von Allâh etwas Anderes erwartet, schlecht von Ihm denkt.

 

"Warum sollte Allâh euch strafen, wenn ihr dankbar und gläubig seid? Allâh ist Dankbar und Allwissend." (Sûra 4:147).

Also Glückwünsche zu dieser frohen Botschaft, mein lieber Haddschi, denn durch den Haddsch bist du neugeboren und hast die Sünden und Schlechtigkeiten deines früheren Lebens hinter dir gelassen, du bist so sündenfrei zurückgekehrt, wie an dem Tag deiner Geburt! Also mach aus deinem Haddsch den Beginn eines neuen Lebens und einer rechtschaffenen, aufrichtigen Beziehung zu Allâh! Jetzt sollst du weiter machen und dich nicht um das Vergangene kümmern, sondern um das Kommende.

 

Du sollst auch wissen (möge Allah dein Leben segnen!), dass die Annahme der Tat keine Fehlerlosigkeit danach bedingt und dass du dich durch deinen Haddsch nicht aus deiner Menschlichkeit befreist, ohne Verlangen oder Begierden wirst und zu den Scharen der Engeln gehörst. Nein, nichts davon kannst du erreichen, auch wenn du dich darum bemühst! Du wirst aber nach dem Haddsch eine neue Runde beginnen, nachdem du dich von den Lasten der Vergangenheit befreit hast. Du wirst dein Leben voller Hoffnung und Annäherung an Allâh beginnen, die frommen Handlungen vermehren und versuchen, dich von den Schlechtigkeiten fernzuhalten, und wenn du eine Schlechtigkeit aus Versehen begehst, dann lass ihr eine gute Tat folgen! In einem Hadîth steht: "Und lass der schlechten Tat eine gute folgen, die wird sie tilgen!" Jede gute Tat wird vervielfacht und jede schlechte vergeben, und bei Allâh gehen nur diejenigen zugrunde, die dies verdienen.

 

Mein lieber Haddschi, die früheren frommen Muslime pflegten die Haddschis bei deren Rückkehr zu empfangen, sie um Bittgebete zu bitten und ihnen zu sagen: "Bittet Allâh um Vergebung für uns!" Denn sie kommen von ihrem Haddsch ohne Sünden zurück, und daher ist es zu erwarten, dass ihre Bittgebete erhört werden.



In diesem Artikel empfange ich dich und bitte dich, Allâh zu bitten, all deinen muslimischen Geschwistern zu vergeben, deren Herzen rechtzuleiten, deren Zustände zu bessern, das Böse von ihnen fernzuhalten und sie zu schützen, wie Er Seine rechtschaffenen anbetend Dienenden schützt.

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