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Eltern, wacht auf! Teil 1

Eltern, wacht auf! Teil 1

Es war die erste Nacht im Monat Ramadân. Ich freute mich so sehr darauf, zum Tarâwîh-Gebet (freiwilliges Nachtgebet im Ramadân) in die Moschee zu gehen und jeden Augenblick dieses Monats der Vergebung zu genießen. Doch wie sehr ich auch versuchte dies zu tun, wurden meine Gedanken ständig unterbrochen. Während ich dasaß und der Rezitation des Scheichs von Sûra Al-Baqara folgte, musste ich ständig einen Blick auf eine Gruppe von Kindern im Alter von drei bis sieben Jahren werfen, die wild um den kleinen Frauenaufenthaltsraum herumrannte, der an den Frauengebetsraum angeschlossen ist.

Geschah dies, weil ihre Mütter beteten und es deshalb niemanden gab, der sie an die Benimmregeln in der Moschee erinnerte? Nein! Dem war nicht so! Die Mütter dieser Kinder saßen buchstäblich mitten im Raum und unterhielten sich unmittelbar hinter den Schwestern, die versuchten sich in ihrem Gebet zu konzentrieren. Und dies lautstark! Und sie hinderten ihre Kinder nicht nur daran, den Raum zu terrorisieren, sie gaben ihren Kindern auch noch Essen (obwohl Essen in dieser Moschee verboten ist) und hinterließen eine wahre Sudelei, sodass das Reinigungspersonal ihnen hinterher putzen musste.

Ich versuchte, nichts zu ihnen zu sagen, und konzentrierte mich weiter auf die Qurân-Rezitation. Ich meine, wo hätte ich ohnehin anfangen sollen? Und hätten sie letzen Endes auf meinen aufrichtigen Appell zum Respekt gegenüber der Moschee und ihren Schwestern im Islâm gehört? Oder hätten sie sich gestört gefühlt, wären für ein paar Minuten ruhig gewesen, und hätten dann das Geschrei fortgesetzt? (Aufgrund jahrelanger Erfahrung wusste ich bereits, dass es nach wenigen Minuten so sein würde). Ich wusste, dass sich ihr Verhalten nicht dadurch ändern würde, dass ich sie darum bitte, ein paar Minuten lang ruhig zu sein. Dies muss von Innen kommen!

Am beängstigendsten finde ich, dass diese Frauen Mütter sind. Seht euch das Vorbild an, das ihre Kinder haben! Warum sollten ihre Kinder damit aufhören, umherzurennen und zu schreien, wenn ihre Mütter während des Gebets inmitten des Gebetsraumes tratschen? Ganz ehrlich: Warum sollten sie einer Fremden zuhören, die sie darum bittet, leise zu sein, wenn sich ihre Mütter noch schlimmer verhalten? Und dann wachsen diese Kinder in den Vereinigten Staaten von Amerika auf - und gepriesen sei Allâh – plötzlich hören sie im Vorpubertätsalter damit auf, zu beten, obwohl sie jede Woche zur Sonntagsschule und im Ramadân jede Nacht mit ihren Eltern zur Moschee gegangen sind. Sie kleiden sich nicht ordnungsgemäß. Sie verbringen unzählige Stunden auf MySpace, sehen fern, spielen Videospiele, hören unanständige Musik, chatten unerlaubterweise mit dem anderen Geschlecht (und über Dinge, die harâm sind). Die Liste wird länger und länger und länger. Und der wirklich beängstigende Teil besteht darin, dass ihnen dies oftmals völlig gleich ist.

Ich bin wirklich äußerst verärgert. Gepriesen sei Allâh! Eltern: Wacht auf! Euer Verhalten beeinträchtigt den Islâm eurer Kinder unmittelbar, und das in einem Land, in dem sie ohnehin bereits auf Grund ihrer Religion als Fremde angesehen werden. Ihr mögt vielleicht denken: Ab und zu ein Gebet zu verpassen ist nicht so schlimm, oder tratschen, während der Qurân rezitiert wird, ist kein großes Problem (Allâh bewahre!). Doch die Realität ist, dass eure Kinder das, was sie sehen und hören, verinnerlichen und umsetzen. Und sie könnten dies in einer Weise tun, die zerstörerische Folgen für ihre Herzen hat. Genauso wie du, Abî oder Papa oder Vater über einen Bruder in der Moschee lästerst, könnte dein Sohn oder deine Tochter dies übernehmen und dasselbe mit Menschen tun, die er oder sie aus der Schule kennt und dies über MySpace verbreiten und letztendlich in eine derartige schlimme Situation geraten, die sein/ihr Herz befällt und an seinen/ihren Taten ersichtlich wird, und zwar in einem Ausmaß, das du - lieber Vater - niemals erwartet hättest! Dies geschieht auf Grund deiner Sünde!

Und wenn du, liebe Mama oder Mutti oder Mami, drei Stunden lang herumsitzt und dir Fernsehsendungen ansiehst, die zu Tratsch, Musik, Eitelkeit und verbotenen sexuellen Beziehungen ermuntern (nur weil sie nicht amerikanisch sind, sind sie deshalb nicht halâl!), könnte dein Sohn oder deine Tochter dies übernehmen und es in seinem oder ihrem Alltagsleben umsetzen. Und wir nehmen Zuflucht bei Allâh vor diesen Dingen, für all unsere Kinder und uns selbst! Doch du, Mama, hast nicht das Recht, einzig dein Kind für seine Handlungen zu tadeln, wenn du diejenige bist, die es durch ihre Vorbildfunktion dazu ermuntert!

Und dann gibt es Eltern, die von ihren Kindern erwarten, unmögliche und verrückte Dinge zu tun, wie beispielsweise inmitten einer öffentlichen High School die traditionelle Kleidung ihrer Eltern (nicht ihrer Kinder) zu tragen. Seid ihr euch bewusst, was ihr eurer Tochter antut, wenn ihr sie nicht ohne kulturelle Kleidung aus dem Haus lasst? Warum sollten Eltern ihre Kinder, solange deren Kleidung den islâmischen Voraussetzungen entspricht, dazu zwingen, sich in einer Weise zu kleiden, dass sie verachtet werden? Wie würdet ihr euch fühlen, wenn euer Ehemann euch dazu zwingen würde, euch auf der Arbeit in der kulturellen Tracht seines Herkunftslandes zu kleiden? Würdet ihr euren Ehemann dafür mehr lieben und ihm gegenüber gehorsamer sein? Würdet ihr den Rat eures Ehemanns annehmen, wenn ihr Probleme hättet und Hilfe benötigen würdet? Warum bestehen manche Eltern auf Traditionen, die mit dem Islâm nichts zu tun haben, und zwingen diese ihren Kindern auf und bringen sie dazu, es zu hassen, sich an ihre Eltern zu wenden, wenn sie Hilfe benötigen? Wie einst ein weiser Mann sagte: „Du kannst nicht frommer als die Scharia sein!“ Warum machen Eltern ihren Kindern zusätzliche Schwierigkeiten, wo doch die Religion leicht ist?

Warum kümmern sich einige Eltern nicht um ihre eigene Beziehung zu Allâh? Wisst ihr wie beängstigend dies ist? Ich kenne eine Muslimin, die den Hidschâb tragen wollte und deren Eltern ihr dies nicht erlaubten, weil dies „extrem“ sei. Ihn nicht zu tragen, würde ihr dabei helfen, „sich anzupassen“. Was ist mit dem Tag des Letzten Gerichts? Zu wem wird sie dort passen? Zu welcher Menschengruppe? Wer ist verantwortlich dafür? Kümmert es euch nicht, dass euer Kind nicht betet, weil ihr auch nicht betet? Kümmert es euch nicht, dass euer Neunjähriger nicht weiß, wie man die rituelle Gebetswaschung vollzieht? Beängstigt euch das nicht? Womit werdet ihr sie ausstatten, wenn sie in Situationen geraten, die die Fundamente ihres Glaubens erschüttern werden?

Und was ist mit Eltern los, die sagen, dass bestimmte Dinge harâm sind, sie diese jedoch unter anderen Umständen erlauben? Wie beispielsweise Eltern, die ihren Kindern nicht erlauben an einem Schulprojekt zusammen mit dem anderen Geschlecht mitzuwirken, da das Sprechen mit dem anderen Geschlecht angeblich harâm sei, ihren Töchtern jedoch erlauben, vor ihren nachpubertären Cousins ihren Hidschâb abzulegen? Oder ihren Söhnen erlauben, bis spät nachts das Haus zu verlassen, um mit Sally „in der Bibliothek zu lernen“?

Oder was ist mit Eltern, die Kultur oder persönliche Sorgen Allâh voranstellen (möge Allâh uns bewahren!)? Ein Mädchen ging eine Beziehung mit einem Mann ein und erzählte mir, dass ihre Mutter, als sie noch keine Beziehung hatte, ständig zu ihr sagte: „Beschmutze nicht unseren Familiennamen, beschmutze nicht unsere Familienehre!“. Letztendlich ging sie einfach und ließ sich mit jemandem ein. Stellt euch vor, wenn diese Mutter sie stattdessen mit folgenden Worten erzogen hätte: „Halte an deiner Beziehung zu Allâh fest! Gedenke Allâhs, wo auch immer du bist!“ Wäre sie vorsätzlich gegangen und hätte sie sich mit jemandem eingelassen, wenn sie mit dem Wissen erzogen worden wäre, dass Allâh alles sieht?

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